„Besuch der alten Dame“ am Landestheater Salzburg

Eine Milliarde, eine Eins mit neun Nullen, eigentlich eine unvorstellbare Summe für normale Menschen wie uns. Aber genauso unvorstellbar ist es, dass eine ganze Stadt für Geld einen aus ihrer Mitte tötet.

Und doch gelingt es der Milliardärin Claire Zachanassian, ihre alte Heimatstadt durch die in Aussicht gestellte Spende dazu zu bewegen, ihren ehemaligen Geliebten Alfred Ill umzubringen. Er soll dafür büßen, dass er Claire einst schwängerte, vor Gericht durch Bestechung von Zeugen die Vaterschaftsklage abwenden konnte und so die junge schwangere Frau ins Unglück stürzte: Das Kind wurde ihr entzogen und starb kurz darauf in Pflege, sie selbst musste sich mit Prostitution über Wasser halten. Nun, durch mehrere reiche Ehemänner an Geld gekommen, erkauft sie sich bei ihrer Rückkehr in die Heimatstadt Güllen ihre Gerechtigkeit.

Die Inszenierung des Stücks in den Kammerspielen des Landestheaters Salzburg zog die Schülerinnen und Schüler der neunten Jahrgangsstufe nach und nach immer mehr in den Strudel von Käuflichkeit und Konsum, der die Bürger von Güllen ergriff. Durch treibende Beats, überzogen dargestellte, oft symbolhafte Handlungen und einen beeindrucken Einsatz von Farben und Licht wurde die beängstigende Enge der Kleinstadt um Alfred Ill, die sich immer enger um ihn scharte, für die jungen Zuschauer erlebbar. Der Moment, indem die Schauspieler zur endgültigen Abstimmung über die Annahme des Geldes in den Publikumsraum stiegen und uns Zusehern klar wurde, dass nun wir die Mitglieder der Gemeinde sind, die über das Schicksal des zu Richtenden entscheiden müssen, ließ uns den Atem anhalten. Das Urteil, so will es der Autor Friedrich Dürrenmatt, ist einstimmig und Ill bezahlt für seine „Jugendsünden“ mit seinem Leben. Zurück bleibt die Gemeinde, die den Scheck in Höhe von einer Milliarde, eine Eins mit neun Nullen, überreicht bekommt – und wir, die geschockt das Theater verlassen mit dem Gedanken, den eine Schülerin danach aussprach: „Wie krank ist das denn?“

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